Erkrankungen
Zu jeder Erkrankung gibt es eine Diagnose. Diagnosen versuchen eine Antwort auf die Frage: "Was hat die erkrankte Person?" zu geben.
Menschen aus dem Gesundheitsbereich, wie Ärzt*innen, Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen erstellen Diagnosen mit Hilfe eines bestimmten Diagnoseverzeichnisses.
In diesem Verzeichnis sind die Erkrankungen anhand von Krankheitszeichen (den sogenannten Symptomen) aufgelistet. Eine Diagnose darf nur dann gestellt werden, wenn bei der erkrankten Person eine bestimmte Mindestanzahl an Krankheitszeichen vorhanden ist.
Außerdem müssen diese Krankheitszeichen auch immer über einen längeren Zeitraum vorliegen. Es reicht also für eine Diagnose nicht aus, wenn ein Krankheitszeichen aus dieser Liste nur für einen Tag vorliegt.
Psychose/Schizophrenie
Der Begriff Psychose ist ein weit gefasster Begriff für bestimmte seelische Erkrankungen. Mit dem Ausdruck „Psychose“ wird noch nicht festgelegt, um welche Erkrankung es sich handelt. Psychosen kommen bei verschiedenen psychischen Erkrankungen vor, zum Beispiel bei einer Schizophrenie.
Wie äußert sich eine Psychose?
Bei Menschen, die psychotisch sind, sind meist das Denken, die Wahrnehmung und das Sprechen gestört. Das äußert sich vor allem in Wahnvorstellungen.
Wahnvorstellungen sind offensichtlich falsche Überzeugungen einer Person, die durch kein Gespräch und keine Diskussion verändert werden können. Sie sind für die erkrankte Person die Wirklichkeit, so dass sie unbeirrbar daran festhält.
Wahnvorstellungen können zum Beispiel sein: Von Menschen verfolgt zu werden, übernatürliche Kräfte zu besitzen oder von fremden Mächten beeinflusst zu werden. Auch von Gott auserwählt zu sein oder Bedrohungen zu sehen, wo keine sind, können solche Wahnvorstellungen sein.
Einige der erkrankten Personen haben auch Halluzinationen, das heißt, sie hören Stimmen, sehen oder spüren Dinge, die es nicht gibt.
Wie geht es Menschen mit einer Psychose?
In einer Psychose verändern sich die erkrankten Personen für ihre Mitmenschen oft sehr stark.
Sie leben häufig in ihrer eigenen Gedankenwelt, die nur sie selbst verstehen. Und sie sagen und tun Dinge, die im wahrsten Sinne des Wortes "ver-rückt" sind: Sie reden zum Beispiel sehr verwirrt und ohne Zusammenhang oder reagieren ganz und gar unpassend auf Äußerungen der anderen.
Es kann auch vorkommen, dass sie andere Menschen grundlos beschimpfen. Das macht ein Gespräch mit ihnen manchmal sehr schwierig oder auch unmöglich.
Manche Erkrankte ziehen sich sehr zurück, waschen sich nicht mehr oder vergessen sogar zu essen und zu schlafen. Und wieder andere suchen überall in der Wohnung nach Abhörgeräten oder wollen die Schlösser austauschen lassen.
Depression/Manie
Depression und Manie gehören zu den affektiven Störungen und sind die häufigsten psychischen Erkrankungen. Unter den affektiven Störungen sind alle psychischen Erkrankungen zusammengefasst, bei denen hauptsächlich eine Veränderung in der Stimmung bemerkt wird.
Wir alle sind manchmal sehr niedergeschlagen, traurig oder auch überglücklich. Das ist ganz normal und gehört zu unserem Leben. Bei affektiven Störungen ist die Stimmung aber über längere Zeit und in einem sehr großen Ausmaß verändert. Zu ihnen werden vor allem die Depression, die Manie und die bipolaren Erkrankungen gezählt.
Depressionen
Den Begriff "depressiv" verwenden wir so selbstverständlich, dass wir damit oft auch jemanden bezeichnen, der sich vorübergehend in einer gedrückten Stimmung befindet, wie wir sie alle kennen.
Von einer Depression als Erkrankung kann man aber nur dann sprechen, wenn die Beschwerden nicht nur momentan auftreten, sondern über einen längeren Zeitraum vorliegen.
Beschwerden einer Depression
Die wichtigsten Beschwerden bei einer Depression sind:
- niedergeschlagene Stimmung
- Verlust an Freuden und Interessen
- Störung des Antriebes
Dinge, die früher Spaß gemacht haben, bereiten keine Freude mehr, und die betroffenen Erkrankten können sich nur sehr schwer zu den gewohnten Tätigkeiten aufraffen. Selbst Tätigkeiten wie Körperpflege, sich anziehen oder einkaufen und den Haushalt erledigen, können zu einer großen Kraftanstrengung werden.
Ein schwer depressiver Mensch fühlt sich manchmal wie versteinert, einfach alles erscheint gleichgültig. Er empfindet nichts mehr für irgendjemanden – nicht einmal für die engsten Familienmitglieder.
Depressive Menschen haben oft auch das Gefühl, nichts mehr wert zu sein, sind sehr ängstlich und haben keine Hoffnung mehr. Manchmal glauben sie auch, an allem, was in ihrer Umgebung schief läuft, schuld zu sein. Manchmal können sie auch sehr wütend werden.
Bei einigen Erkrankten geht auch der Appetit verloren und sie haben Konzentrations- oder Schlafstörungen. Manche von ihnen haben während dieser Zeit auch Gedanken, sich das Leben zu nehmen.
Manie
Die Manie beschreibt das andere Ende unserer Gefühlslandschaft.
Menschen, die an einer Manie erkrankt sind, sind voller Tatendrang und Energie und ihre Stimmung ist extrem gehoben. Sie machen oft die Nacht zum Tag und reden ohne Pause. Sie haben tolle Pläne und Ideen, beginnen viel, machen aber nichts fertig. Oft geben sie auch sehr viel Geld für unsinnige Sachen aus, die sie sich gar nicht leisten können. Das ist meist für alle anderen Familienmitglieder sehr anstrengend.
Die Erkrankten begeben sich manchmal in gefährliche Situationen und missachten Regeln und gute Manieren.
Ist man mit dem Verhalten der betroffenen Erkrankten nicht einverstanden und weist sie darauf hin, reagieren sie oft gereizt oder aggressiv.
Zu Beginn einer Manie fühlen sich die Erkrankten meist sehr gut. Sie haben nicht das Gefühl, dass etwas schief läuft und können die Sorgen der anderen nicht verstehen. Diese Begeisterung endet aber oft in einer großen Erschöpfung und tiefen Verzweiflung.
Bipolare Erkrankungen
Bei einer bipolaren Erkrankung treten Depression und Manie abwechselnd auf. Bipolar meint: Die Stimmung schwankt zwischen "zu Tode betrübt" und "himmelhoch jauchzend".
Eine bipolare Erkrankung kann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich verlaufen. Manche erleben nur ein oder zwei Erkrankungsphasen, in denen sie so verändert sind. Andere dagegen erkranken mehrmals und die Dauer der Depression und der Manie kann unterschiedlich lang sein. Das können ein paar Tage, Wochen oder sogar Monate sein.
Zwischen den Zeiten der Erkrankung gibt es meist Zeiten ohne Beschwerden, die auch sehr unterschiedlich lang sein können. Einige Menschen haben zwischen ihren Erkrankungsphasen mehrere Jahre keine Beschwerden. Bei anderen sind es wiederum nur ein paar Wochen oder Monate.
Persönlichkeitsstörungen
Der Begriff Persönlichkeit umfasst die einzigartigen Eigenschaften einer Person, die sie von allen anderen unterscheiden. Durch die Persönlichkeit sollte sich ein Mensch als eigenständiges Wesen erkennen können und sich in einer Gemeinschaft mit anderen Menschen zurechtfinden. Unsere Persönlichkeit ermöglicht uns auch, uns an Veränderungen im Leben anpassen zu können.
Wie zeigt sich eine Persönlichkeitsstörung?
Normalerweise kann ein Mensch einigermaßen einschätzen, wer er ist, was er sich zutrauen kann und welches Verhältnis er zu anderen Menschen hat. Normalerweise kann ein Mensch sich auch halbwegs treffend beschreiben.
Von einer Störung der Persönlichkeit spricht man dann, wenn das nicht gut gelingt: Wenn also beispielsweise die Beziehungen, Freundschaften oder Partnerschaften, die ein Mensch zu anderen Personen hat, sehr stark schwanken oder wenn er seinen Arbeitsplatz ständig wechselt. Oder wenn die Art und Weise, wie ein Mensch sich selbst sieht, wie er über sich selbst denkt und welche Gefühle er dabei hat, sich andauernd verändert.
Das liegt vor allem am geringen Selbstwert, den diese Person hat.
Weitere Symptome
Es kann sein, dass diese Person sich völlig überschätzt und über die Maßen in sich selbst verliebt ist und sich dabei anderen gegenüber sehr abwertend verhält.
Es kann aber auch das genaue Gegenteil der Fall sein: Dass sich dieser Mensch gar nichts zutraut und völlig hilflos ist und auch große Angst hat, von anderen verlassen zu werden. Gleichzeitig kann er aber die Nähe zu anderen Personen nicht gut aushalten. Und manchmal schwanken diese genannten Punkte auch sehr rasch in kurzer Zeit. Bei dieser Erkrankung kann die betroffene Person in einem Moment sehr liebenswürdig und im nächsten Moment sehr wütend und abwertend sein.
Die Stimmungen der erkrankten Person schwanken oft sehr stark. Das Denken ist aber meistens sehr starr – es ist nur in "gut – böse" und "schwarz – weiß" eingeteilt. Das äußert sich darin, dass sie beispielsweise Ideen oder Personen sehr schnell bewundert und für total gut hält. Entspricht aber eine Kleinigkeit nicht ganz ihren Erwartungen, dann werden diese Ideen oder Personen sofort sehr schlecht gemacht und für „böse“ gehalten. Manchmal können die erkrankten Menschen Kritik und die Meinung anderer nicht gut aushalten.
Leben mit einer Persönlichkeitsstörung
Menschen, die an einer Persönlichkeitsstörung erkrankt sind, kommen auch oft mit ihren Gefühlen nicht gut zurecht. Sie spüren sie nicht und fühlen sich ganz leer. Oder sie werden ganz plötzlich und sehr heftig von Gefühlen wie Angst, Wut und Schmerz überfallen, die sie dann an sich selbst oder anderen auslassen. Sie fallen oft durch ihr wildes und verletzendes Verhalten auf.
Diese starken Stimmungsschwankungen und das rasche Wechseln zwischen gut und böse machen das Zusammenleben mit der erkrankten Person sehr schwierig.
Es gibt jedoch große Unterschiede, wie schwer jemand an einer Persönlichkeitsstörung erkrankt ist. Manche Betroffene meistern ihren Alltag gut und die Stimmungsschwankungen sind nicht so stark. Bei anderen sind die Schwierigkeiten so groß, dass sie nicht fähig sind arbeiten zu gehen. Das bedeutet eine große Belastung für die Familie.
Die meisten erkrankten Personen leiden unter ihren Schwierigkeiten. Es fällt ihnen allerdings schwer, ihr eigenes Verhalten als Problem zu erkennen. Häufig machen sie ihre Mitmenschen dafür verantwortlich, Schuld an ihrem Leiden zu sein. Es dauert daher oft lange, bis eine erkrankte Person einsieht, dass sie Behandlung braucht.
Angststörungen
Angst ist ein ganz normales Gefühl, das zu unserem Leben gehört. Sie tritt in unterschiedlichen Situationen auf und weist uns auf drohende Gefahren hin.
Bei einer Angststörung ist die Angst bei der erkrankten Person viel stärker, als es in dieser Situation (normalerweise) angebracht ist. Die Beschwerden, die Menschen mit einer Angsterkrankung haben, sind sehr vielfältig. Manche spüren körperliche Beschwerden wie Herzrasen, Zittern, Magen-, Darmbeschwerden oder sind sehr unruhig und ständig in Bewegung. Je länger die Erkrankung dauert, desto mehr vermeiden die erkrankten Personen bestimmte Situationen und ziehen sich immer mehr zurück.
Arten von Angsterkrankungen
Die häufigste Angsterkrankung ist eine ganz allgemeine Angststörung (die generalisierte Angststörung). Die betroffenen Erkrankten fürchten sich nicht vor bestimmten Situationen, sondern leiden ganz allgemein unter übertriebenen Befürchtungen und Ängsten, die das gesamte Leben betreffen.
Eine weitere Angsterkrankung ist die Panikstörung. Sie zeigt sich in Panikattacken, die ganz plötzlich unerwartet beginnen. Meist treten sie in ungefährlichen Situationen auf und dauern nur kurz. Die Betroffenen erleben in dieser kurzen Zeit aber extreme Angst und spüren oft körperliche Beschwerden wie Herzrasen, Schwindel und Atemnot. Wegen dieser körperlichen Symptome denken viele Betroffene zuerst einmal an einen Herzinfarkt.
Eine weitere Angsterkrankung ist die Phobie. Das ist eine sehr heftig auftretende Angst, die sich auf ganz bestimmte Situationen bezieht. Als Beispiele können die Platzangst, die Angst vor dem Benützen von öffentlichen Verkehrsmitteln oder die Angst vor Tieren genannt werden. Es gibt auch die übertriebene Angst vor anderen Menschen. Das nennt man dann Sozialphobie.
Zwangsstörungen
Gedanken wie "Habe ich die Kaffeemaschine wirklich abgedreht?" kennen wir alle. Bei Menschen, die an einer Zwangserkrankung leiden, sind diese (Zwangs)Gedanken aber besonders stark. Sie können an nichts anderes mehr denken.
Außer solchen Zwangsgedanken gibt es noch Zwangshandlungen, wie zum Beispiel Kontrollzwänge, Reinigungszwänge oder Ordnungszwänge.
Wie äußern sich Zwangsstörungen?
Bei einem Kontrollzwang möchten die betroffenen Personen bestimmte Dinge wie Herdplatten oder Schlösser immer und immer wieder kontrollieren. Auch wenn sie es zuvor schon kontrolliert haben.
Bei einem Reinigungszwang fühlt sich die erkrankte Person gezwungen, alles und jeden ständig zu reinigen und zu säubern. Wenn sie es nicht tut, bekommt sie große Angst und fürchtet, dass deshalb ein Unheil passieren wird.
Beim Ordnungszwang möchten die Erkrankten bestimmte Dinge in einer ganz besonderen Ordnung haben. Sie schlichten alles immer wieder neu und werden ganz unruhig, wenn etwas nicht ganz gerade oder in einer bestimmten Reihenfolge liegt.
Bei allen Zwangserkrankungen werden die Erkrankten ganz unruhig, wenn sie ihre Zwänge nicht ausführen können und fürchten, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Erst wenn sie die Zwangshandlung ausgeführt haben, sind sie für kurze Zeit entspannt. Diese Entspannung hält aber nicht lange an und so wollen die Erkrankten die Zwangshandlung sofort wieder durchführen.